Wie geht´s weiter? Mehr Online-Lehre an den Fachhochschulen?

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Die Gänge sind menschenleer, die Hörsäle und Seminarräume seit über zwei Monaten geschlossen. Bis zum Ende des Semesters wird das an den Fachhochschulen auch so bleiben. Am 10. März bekamen die FHs Post vom Bildungsministerium, den Lehrbetrieb auf Distance Learning umzustellen. Die Umstellung musste sehr rasch erfolgen, und es gab wenig Zeit zur Vorbereitung. Doch welche Spuren wird diese Phase hinterlassen?

An der FH Campus 02 war es ein intensiver Lernprozess, die Erfahrungen werden in die weitere Gestaltung der Curricula einfließen, dann als Blended Learning, wo Online-Lehre und Präsenzveranstaltungen verknüpft werden. Denn persönliche Kommunikation, direkter Austausch oder Teamarbeit würden sich auf Dauer nicht gänzlich digital ersetzen lassen, sagt FH-Rektorin Kristina Edlinger-Ploder.

Mit Ausnahme einiger Abschlussprüfungen und spezieller Lehrveranstaltungen – etwa in Gesundheits-Studiengängen –, die face to face möglich sein werden, bleibt die FH Burgenland bis Semesterende geschlossen. Ab Herbst werde man sich an der Leitlinie orientieren: "So wenig Präsenz wie möglich, so viel wie notwendig, so sicher wie irgendwie machbar", sagt Georg Pehm, Geschäftsführer der FH Burgenland.In den Planungen für das kommende Wintersemester hat sich die FH Burgenland dazu entschlossen, das gut funktionierende Distance Learning in weiten Teilen aufrechtzuerhalten, aber mit Face-to-face-Lehre zu kombinieren. Sie wird in kleineren Gruppen, in größeren Räumlichkeiten und unter konsequenter Einhaltung von Hygienemaßnahmen möglich sein, heißt es dazu von der FH.

Mehr Online-Lehre

Schon vor dem Corona-Shutdown konnte das MCI Management Center Innsbruck viel Erfahrung mit Distance Learning sammeln. 2014 wurde dort der erste Online-Studiengang eingerichtet, mittlerweile sind es bereits sechs. Der Vorbereitungsaufwand sei aber ungleich höher und sei auch in didaktischer Sicht sehr anspruchsvoll. "Unsere hohe Online-Kompetenz hat uns aber in den letzten Wochen sehr geholfen, praktisch unseren gesamten Studienbetrieb in kürzester Zeit auf Online- und Distance-Modelle umzustellen. Aus vielerlei Gründen messen wir jedoch auch Präsenzveranstaltungen einen hohen Wert bei und werden daher auch in Zukunft auf eine intelligente Kombination setzen," sagt Andreas Altmann, Rektor des MCI.

An der FH Oberösterreich zeigte sich bereits nach den ersten Tagen eine erste Erkenntnis. "Es geht mehr mittels E-Learning und Homeoffice, als wir zuvor von diesen Lern- und Arbeitsformen erwartet hätten", sagt Gerald Reisinger, Präsident der FH Oberösterreich. Dieses mehr an virtueller Kommunikation werde einen nachhaltigen Effekt haben, ist man auch an der FH OÖ überzeugt. "Mehr Fernlehrelemente, mehr Videokonferenzen auch für die Teams in Verwaltung und Forschung. Und vielleicht insgesamt, auch metaphorisch gesprochen: weniger leere Kilometer", ergänzt Reisinger.

Genaue Vorgaben, wie es im kommenden Wintersemester weitergehen wird, gibt es an der FH Campus Wien. Dort gilt die grundsätzliche Regel, pro Studiengang durchschnittlich nicht mehr als 40 Prozent der Lehrveranstaltungen gegenüber dem letzten Wintersemester für Präsenzlehrveranstaltungen einzuplanen.

"Das kommende Wintersemester wird somit die Phase vom ‚Emergency Remote Teaching‘ zum ‚Quality Digital Teaching and Learning‘ einleiten", sagt Arthur Mettinger, Vizerektor für Lehre. Dafür werden auch die Schulungsmaßnahmen für Lehrende intensiviert. (Gudrun Ostermann, 13. 6. 2020)